Einmal mehr möchte ich mich heute einem Brettspiel aus dem Hause Lookout Games widmen, welches m.E. in keiner Sammlung von Vielspielern fehlen sollte. Die Rede ist hier von “Feudalherren” aus der Feder von Tom Wham.
Bei Feudalherren handelt es sich um ein Aufbauspiel mit ein paar kleinen Ansätzen von Workerplacement (aber wirklich nur am Rande). Schon mal löblich: es handelt sich mal nicht um ein Deckbauspiel (obwohl ich ein großer Fan von Dominion bin) und Feudalherren nimmt sich selbst nicht so ernst. Gerade Letzteres kann man wunderbar an den süßen Grafiken erkennen, die nicht so schwer daherkommen wie z.B. bei Magister Navis, Burgen von Burgund etc. Anfangs war ich zwar skeptisch, aber gerade in Verbindung mit den teils witzigen Ereigniskarten geht das Konzept auf.
Worum geht es nun eigentlich? Im Grunde kann sich jeder Spieler sein eigenes Herzogtum aufbauen und bekommt dafür einen eigenen Spielplan (ganz ähnlich zu den Burgen von Burgund). Nun kann man sich von Runde zu Runde neu Plättchen dazukaufen, um sein Reich auszubauen. Dabei gibt es Ressourcenkärtchen, Einheiten für seinen Bergfried, Kärtchen mit Siegpunkten oder Spezialkärtchen, die z.B. Einheiten heilen können.
Diese Kärtchen werden – selbstverständlich – mit eigenen Ressourcen gekauft, wovon zahlreiche Holzklötzchen im Kasten vorhanden sind. Zu erwähnen wären da: Nahrung, Stein, Eisen, Gold und Holz. Leider sind die Farbunterschiede zwischen Nahrung und Gold bei normaler Raumbeleuchtung eher marginal, es kann also sein, dass sich auf einmal ein Kürbis zwischen euren Goldmünzen befindet. Auch Landschaftskärtchen sind zahlreich vorhanden, denn immerhin lässt sich Feudalherren mit 2-6 Spielern spielen.
Ach ja – ein Spielziel gibt es auch. Wie zurzeit eher üblich geht es dabei um Siegpunkte, die im Spiel allerdings Gunstpunkte sind. Auch geht es nicht darum, wer die meisten Punkte hat – das Spiel ist gewonnen, wenn ein Spieler eine bestimmte Punktzahl erreicht hat. Auf dem Weg zum Sieg können allerdings zahlreiche Punkte wieder eingebüßt werden, wenn der König z.B. nicht zufrieden gestellt wird (wenn dieser Nahrung einfordert oder zum Krieg aufruft).
Besondere Auflockerung versprechen die Ereigniskarten, welche es auch teilweise wirklich in sich haben. Hier ruft der König zum Turnier, startet einen Krieg (und fordert Unterstützung durch die Spieler an), eine Rattenplage befällt einen Spieler uvm. In der Regel sind die Karten eher mit negativen Ereignissen verbunden und tragen wunderbar zum Balancing zwischen den Spielern bei.
Das Gute an Feudalherren sind die relativ schnell zu erlernenden Spielregeln, die trotzdem genügend Spieltiefe mitbringen, um eben auch Vielspieler zu fesseln. Das Spiel spielt sich relativ flüssig und lange Wartezeiten gibt es eigentlich kaum, so dass die 60-90 Minuten Spielzeit wirklich realistisch sind.
Lediglich die sog. Baron-Sonderaktionen hinterlassen einen faden Beigeschmack, denn die wirken doch recht aufgesetzt und bringen das Spiel nur bedingt voran. Sei es nun eine geheime Liebschaft, die nach einem Würfelwurf entweder einen Gunstpunkt bringt oder einen abzieht. Auch der Krieg gegen ein virtuelles Völkchen ist in unseren Runden nur bedingt genutzt worden. Hier könnte eine Erweiterung noch einiges mehr rauskitzeln (gerne auch eine kostenlose per Download oder so) –> kleiner Aufruf an Lookout Games 😉
Ansonsten ist Feudalherren ein durch und durch empfehlenswertes Spiel! Schnell erlernt und lustig präsentiert lädt es zu häufigen Spielwiederholungen ein. Durch die unterschiedlichen Spielertableaus und die Auslage der Landschaftskärtchen ergibt sich immer wieder ein komplett neues Spiel mit entsprechend neuer Spieltaktik. Kaufempfehlung!
Anmerkung zu den Spielregeln: es hat sich ein kleiner Fehler bzw. ein fehlender Hinweis in die Regeln eingeschlichen. Es wird erwähnt, dass bei einem verloreren Krieg gegen Fiumaccio der König zu einem Krieg aufruft. Zum einen verliert der Spieler 3 und nicht nur 2 Gunstpunkte und der König fordert 1W8 als Stärke von den Baronen an.
Ein paar Facts zu Feudalherren:
Spieleranzahl: 2-6 (wirklich auch gut zu zweit spielbar!)
Spieldauer: 60-90 Minuten (auch realistisch)
Alter: 10+ (passt auch)
Hier gibt es noch einen Link zu den Spielregeln von Feudalherren.